Zusammenfassung
Es wird die Methodik einer modifizierten Azorubin-„S”-Belastung bei Lebererkrankungen
mitgeteilt. Der Nachweis des Farbstoffes wird quantitativ im Harn geführt. Die Probe
ist aber auch ohne Hilfsmittel in der Praxis durchführbar.
Die normale Ausscheidung von Azorubin „S” durch die Leber in das Duodenum wird durch
entzündliche Schädigung der Leberzelle behindert. Demnach scheint eine positive Probe
einen entzündlichen Prozeß an der Leberzelle anzuzeigen. Besonders geeignet ist die
Probe zur Verfolgung des Ablaufes der Hepatitis epidemica.
Nachtrag bei der Korrektur: Nach Abschluß unserer Mitteilung wurde eine Arbeit von
Bennhold, Ott und Wiech (Dtsch. med. Wschr. 1950, 11) veröffentlicht, die lebergängige
und nierengängige Farbstoffe nach der Art der Bindung an die Serumeiweißkörper unterscheiden
konnten. Außer unserer Erklärung für das Auftreten von Azorubin „S” im Harn bei Lebererkrankungen,
die eine Störung der Ausscheidungsfunktion der entzündlich geschädigten Leberzelle
annimmt, bestünde auf Grund der oben angeführten Arbeit noch eine andere Möglichkeit.
Da bei Erkrankungen der Leber Verschiebungen im Verhältnis der einzelnen Serumeiweißkörper
zueinander stattfinden, wäre eine hierdurch bedingte Umleitung des lebergängigen Farbstoffes
Azorubin „S” auf die Niere durchaus denkbar.